Unternehmenskultur verändern
Vor mir sitzt der CFO einer mittelständigen Firma. Er versucht seit Jahren eine ERP Software einzuführen, ohne Erfolg. Mehrere Berater haben schon das Handtuch geschmissen. Das Projekt steht still.
Was ist das Problem? frage ich.
CFO: Die Berater schaffen es nicht, unsere Mitarbeiter aus den beteiligten Abteilungen an einen Tisch zu bekommen und Entscheidungen für das ERP herbeizuführen.
Wieso nicht? frage ich weiter.
CFO: Unser Geschäftsführer besteht darauf, dass alles über seinen Tisch läuft. Er hat das Unternehmen damals gegründet, trifft alle Entscheidungen aus Prinzip und ist sehr autoritär.
Kann ich mal mit ihm sprechen? frage ich.
CFO: Das würde nicht viel bringen. Er entscheidet. Punkt. Das ist in Stein gemeißelt.
So leid es mir tut, ich kann dem CFO momentan nicht helfen. Man kann die gelebte Kultur einer Organisation nur verändern, wenn die Unternehmensleitung das will.
Dabei gäbe es einen Weg, auch diese Unternehmenskultur weiterzuentwickeln. Man muss sich ihrer Vorteile bewusst werden – das ist nicht immer einfach, wenn die Nachteile schmerzhaft und existenzbedrohend sind – und Alternativen dafür finden.
Der CEO hat die vollständige Kontrolle und Entscheidungsmacht. Das ist ein enormer Vorteil, denn er kennt das Unternehmen als Gründer wie kaum ein anderer. Wäre dem CEO jedoch bewusst, dass durch Abgeben von Entscheidungen und Einschränkung seines Informationsvorsprungs die Firma einen höheren Leistungslevel erreichen könnte, hätte er letztendlich über die ERP Software einen noch viel umfassenderen Überblick und wieder mehr Kontrollmöglichkeiten.
So schmerzhaft die Kultur ist und so gravierend die Nachteile auch sind, man muss über die Vorteile reden, die sie hat. Diese Vorteile gilt es geeignet zu ersetzen. Sonst steht der Change still.