Sisyphos

Was wir von Sisyphos lernen können

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Der Legende nach wurde Sisyphos dazu verurteilt, für immer einen Felsbrocken den Berg hinaufzuschieben, nur um zusehen zu müssen, wie er kurz vor dem Gipfel wieder hinunterrollt.

Wer fühlt sich nicht manchmal wie Sisyphos? Wer hat nicht gelegentlich eine Aufgabe fast erledigt, scheitert und muss wieder von vorne beginnen?

Warum Sisyphos glücklich war

Was als harte Strafe für ein schweres Verbrechen gedacht war, stellte sich gemäß Albert Camus als ein großes Geschenk heraus.  Albert Camus schrieb in seinem Essay Der Mythos des Sisyphos  „Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen“ und wollte damit zum Ausdruck bringen, dass Sisyphos, anstatt zu verzweifeln, seine Situation akzeptierte und Freiheit und Erfüllung fand. Indem er sich bewusst für seine Aufgabe entschied und sie mit vollem Bewusstsein ausführte, wurde er zum Meister seines eigenen Schicksals.

Diese Sichtweise weist darauf hin, dass das eigene Glücksempfinden nicht unbedingt von äußeren Umständen abhängt, sondern von der inneren Einstellung und der Akzeptanz der eigenen Realität.

Vor vielen Jahre, ich war erst seit kurzem Coach, wurde ich nach einigen Gesprächen schließlich in den Coaching-Pool einer Organisation aufgenommen und bekam auch gleich meinen ersten Coachingklienten. Hurra! Doch nur wenige Wochen später erhielten wir eine Mitteilung von der Personalabteilung, dass das Budget für Organisationsentwicklung gestrichen wurde. Das Coaching musste beendet werden. Mein Felsbrocken rollte den Hügel hinunter. Glücklich? Nun ja…

Sisyphos ist überall

Mein Eindruck ist, „Sisyphos“ kann man überall antreffen. Nehmen wir einen Manager, der die ehrgeizige Zielvorgabe am Ende des Jahres gerade so erreicht hat, nur um für das nächste Jahr ein noch höheres Ziel zu bekommen. Oder ein Vertriebsleiter, der hart daran gearbeitet hat, einen Kunden zu überzeugen, nur um kurz vor der Unterschrift stehenden Vertrag durch den Konkurs des Kunden zu verlieren. Ich kenne niemanden, der nicht schon ähnliches erlebt hat.

Glaube und Meisterschaft

Glaube bedeutet, dass wir an etwas festhalten, auch wenn es im Moment keine handfesten Beweise dafür gibt. Das Beste und oft auch Einzige, was wir tun können, ist, an den Sinn unserer Arbeit zu glauben und zu hoffen, dass dies irgendwann von Erfolg gekrönt sein wird, wenn nicht jetzt, dann später. Auch wenn sich die Arbeit wie ein aussichtsloser Kampf anfühlt, mag es einen verborgenen Sinn geben, der sich uns nur momentan noch nicht erschließt. Diesem Glaube wohnt ein immense Kraft inne.

Georg Leonhard schrieb einmal, dass die Person etwas über Meisterschaft weiß, die ein ganzes Haus staubsaugen kann, ohne einmal die Fassung zu verlieren, ausgeglichen, zentriert und auf den Prozess fokussiert bleibt, anstatt ungeduldig auf die Fertigstellung zu drängen. Ich weiß nicht, ob Sisyphos Meisterschaft anwenden wollte. Aber ich weiß, dass Meisterschaft zu erzielen, Spaß macht. Zumindest solange man Perfektionismus vermeidet. Und vielleicht schadet ein bisschen Coaching ab und zu auch nicht.

Fazit

Das Schicksal von Sisyphos, der vergeblich einen Felsbrocken den Berg hinaufschieben muss, kann als Metapher für die alltäglichen Herausforderungen und Rückschläge im Leben gesehen werden. Albert Camus‘ Interpretation, dass Sisyphos letztlich Glück und Erfüllung in seiner Aufgabe fand, zeigt, dass unser Glücksempfinden nicht von äußeren Umständen abhängt, sondern von unserer inneren Einstellung und Akzeptanz der Realität.

Diese Sichtweise lässt sich auf moderne Situationen übertragen, in denen Menschen ähnliche Herausforderungen und Rückschläge erleben. Sei es im beruflichen Kontext oder im persönlichen Leben, es ist entscheidend, den Glauben an den Sinn der eigenen Arbeit zu bewahren und an der Meisterschaft zu arbeiten. Durch diese innere Haltung können wir trotz widriger Umstände Erfüllung und Zufriedenheit finden. Ein guter Coach kann dabei helfen, diese Perspektive einzunehmen und konsequent umzusetzen.