Drei Killer der Veränderung

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Es gibt drei Killer, an denen sich fast jede Veränderung die Zähne ausbeißt. Das Tückische: Diese Killer sind allgegenwärtig. Man hat sich an sie gewöhnt. Sie fallen uns nicht mehr auf. Und sie machen nicht uns allen das Leben schwer.

Sie haben alle Bereiche unseres Lebens erfasst. So können sie beispielsweise eine persönliche Diät immer wieder scheitern lassen. Und sie können die Beilegung eines Teamkonflikts verhindern. Ja, sie können sogar ein Unternehmen ruinieren, wenn eine Reorganisation immer wieder verschoben wird. Oder ganze Gesellschaften können zurückfallen, wenn wegen dieser Killer eine dringend notwendige politische oder wirtschaftliche Reform auf die nächste Legislaturperiode vertagt wird.

Nicht Jetzt

Das ist der erste Killer. Die „Nicht jetzt“-Haltung ist nur zu verständlich. Und sie funktioniert prächtig.

Denn es gibt tatsächlich oft gute Gründe, eine Veränderung nicht anzugehen. Die drohende Arbeitslosigkeit, ein anstehender Urlaub, eine unerwartete Krise – und siehe da – dann halt „Morgen“. Nur Morgen, tja, sie wissen schon…

Das Gegengift

Hat man eine Veränderung verschoben, war das „Nicht jetzt“ erfolgreich. Dann ist man verständlicherweise enttäuscht, insbesondere wenn dies schon öfters vorgekommen ist.

So schmerzhaft das sein mag,  „Nicht jetzt“ kann durchaus seine Vorzüge haben, zumindest für den Moment.  Anstatt sich selbst zu kritisieren, versuchen Sie lieber in einer ruhigen Minute zwei zentrale Fragen zu beantworten: Erstens, welchen Vorteil habe ich von der Verschiebung? Zweitens, welchen Nachteil habe ich?

Das klingt banal, kann aber viel bewirken. Diese nüchterne Bestandsaufnahme geht normalerweise in beide Richtungen. Die Verschiebung macht Sinn, aber wiederum auch nicht. Beispielsweise kann eine Diät zu verschieben Sinn machen, wenn Weihnachten vor der Tür steht und man die Feiertagsessen genießen möchte. Dem steht der Nachteil gegenüber, dann länger seine Gesundheit zu riskieren. Den Teamkonflikt weiter schwelen zu lassen, hat vielleicht den Vorteil, keine unangenehmen Gespräche führen zu müssen, aber den Nachteil, noch mehr Nerven zu kosten.

Wägen Sie also in Ruhe ab. Wenn Sie zum Schluss kommen, dass es „Nicht jetzt“ keinen Sinn macht, und es scheinbar ganz einfach wäre, man muss es jetzt ja nur noch „einfach“ tun, kommt oft ganz fix der zweite Killer „Erst Du“ ins Spiel.

Erst Du

Auch dieser Killer macht Sinn, nicht immer, aber oft. Denn für viele Veränderungswünsche brauchen wir tatsächlich die Zustimmung oder Unterstützung anderer Menschen. Und manchmal scheinen andere einem regelrecht einen Strich durch die Rechnung machen zu wollen.

Beispielsweise kann ein Konflikt erst lösen, wenn die anderen erst einmal einsehen, dass sie im Unrecht sind. Oder die Diät kann nur gelingen, wenn die Familie auch mitzieht.

Das Gegengift

Auch hier wiederum liegt die Kraft in der Ruhe. Fragen Sie sich: „Brauche ich den anderen wirklich für eine Veränderung?“ Oft können wir viel bewirken, ohne dass andere etwas dazu beitragen. Den Konflikt kann ich nicht alleine lösen, aber zum Streiten gehören immer zwei. Es ist schwer eine Diät zu machen, wenn mein Partner ständig leckeres Eis vor meinen Augen genießt. Nur ich muss ja nicht dabei zuschauen. Die Reorganisation geht zwar nur gemeinsam. Aber ich kann schon mal gute Argumente sammeln, um für die spätere Diskussion gewappnet zu sein.

Wenn Sie anfangen, die Veränderung in diesem Sinne zu leben, gewinnen Sie beim anderen automatisch Glaubwürdigkeit. Vielleicht können Sie dem anderen gegenüber mit der nötigen Glaubhaftigkeit eine Bitte äußern. Bitte unterstütze mich bei der Diät. Bitte mach mit bei der Reorganisation. Und werben Sie dafür, dass die Veränderung auch beim anderen positive Aspekte hat.

Wenn Sie so erfolgreich dem „Nicht jetzt“ und dem „Erst Du“ ein Schnippchen geschlagen haben, kommt ganz schnell der letzte Killer „schon probiert“ und schlägt zu.

Schon probiert 

In der Tat kann dieser Killer eine große Kraft entfalten, weil wir häufig schon vieles probiert haben. So abwegig ist „schon probiert“ nicht. Gerade anspruchsvolle Veränderungen benötigen oft mehrere Anläufe. Was also tun, wenn wir den Eindruck haben, alles schon probiert zu haben und keine neuen Ideen mehr sich auftun.

Das Gegengift

Neues Spiel, neues Glück. Glück gehört mehr dazu, als wir vermuten. Und Glück ist launisch, es lässt sich nicht vorhersagen, nicht erzwingen und auch nicht erkaufen. Glück liegt außerhalb des schon probierten. Es ist bei jedem Versuch eine neue unbekannte Größe.

Davon ganz abgesehen: Haben wir die Idee tatsächlich genauso schon probiert? Oder gibt es vielleicht kleine Unterschiede? Nehmen Sie ein wenig Zeit und Ruhe. Wie können Sie die Idee vielleicht ein wenig abändern. Kleine Unterschiede können eine große Wirkung entfalten. Die Diät ein wenig ändern – und schon haben Sie eine neue. Das Konfliktgespräch an einem ganz anderen Ort stattfinden lassen – und schon haben Sie eine ganz neue Situation. Die aufgeschobene Reorganisation im nächsten Jahr einzuplanen, kann einen riesigen Unterschied machen, wenn sich alle genügend darauf vorbereiten können.

Im Grunde verändern wir uns permanent. „Schon probiert“ ist immer ein wenig falsch. Denn in diesem Kontext, hier und jetzt, haben Sie es definitiv noch nicht probiert. Nehmen Sie sich eine ruhige Minute, und finden Sie die Unterschiede zwischen vergangenen Versuchen und dem jetzigen. Mit jedem Unterschied, den Sie feststellen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass „schon probiert“ nicht der Realität entspricht.

In the spirit of Coaching, Euer Thomas