Coaching: mit der entscheidenden Frage zur Veränderung
Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, aber ich kann mit Schlagwörtern wie beispielsweise Bar Camps, New Work, World Café, Holacracy, Hybrid Thinking, Disruptive Change, Cultural Transformation nur wenig anfangen. Nichts gegen diese Methodiken, sie mögen ihre Existenzberechtigung haben. Wenn sie nicht irgendwo und irgendwann schon einmal etwas bewirkt hätten, hätte man nichts von ihnen gehört. Die Sache hat nur einen Haken.
Der Haken
Wenn Menschen und ihre Organisationen sich weiterentwickeln wollen, hat damit, meiner Erfahrung nach, jeder Einzelne und jedes Team seine individuell unterschiedlichen Fragen und Herausforderungen, die sich außerdem im Zeitablauf stetig ändern. So viele Ideen, kluge Lösungen und Antworten durch diese Methodiken auch immer bereitgestellt werden, es gehört schon eine Portion Glück dazu, wenn sie mehr als nur einen kleinen Ausschnitt dieser unendlichen Vielfalt abdecken. So modern diese Schlagworte auch klingen, können sie die Anforderungen der Beteiligten nie vollständig abdecken. Und da kommt Coaching ins Spiel.
Das wirklich Neue
Im Coaching erlebe ich oft Situationen, in denen Kunden erstaunt sind, wie scheinbar einfach die Lösung ist. Ein leicht geändertes Selbstverständnis, eine veränderte Kommunikation, ein bisschen mehr oder weniger Führung oder ein anderes Verhalten – mehr braucht es nicht. Man muss nur darauf kommen. Die Kunst ist nicht, etwas Neues oder Spektakuläres anzuwenden, sondern aus dem Universum der Möglichkeiten, die gerade jetzt passende zu finden. Das mag sich neu anfühlen, ist es vielleicht auch für den Menschen in dieser Situation, ist aber ganz gewiss nicht neu an sich.
Das Neue macht zugegebenermaßen Spaß. Das Neue hat per se jedoch keine Veränderungswirkung. Entscheidend ist vielmehr, ob der Einzelne für sich etwas Neues und Relevantes entdeckt. Ansonsten folgt der anfänglichen Neugier und Euphorie nur recht bald Ernüchterung und Frustration. Wenn sich das Neue nur auf die Verpackung beschränkt, ist das Ganze eine Mogelpackung. Statt der erhofften Transformation kommt es zur Stagnation.
Wahre Veränderung
Wahre Veränderung entsteht nicht dadurch, dass man Menschen sagt, was sie zu tun oder zu lassen haben. Wahre Veränderung entsteht durch eine Frage. Und oft gibt es nur eine einzige, die den Menschen innehalten lässt, weil er die Antwort nicht kennt, sie aber kennen will. Diese Frage löst eine Sehnsucht aus, die Sehnsucht nach Veränderung. Deshalb entsteht wahrer Change am besten, wenn die Menschen auf diese eine Frage ihre eigenen Antworten finden. Dann ist es echte Veränderung. Das sehe ich als die wichtigste Aufgabe eines guten Coachs: die richtige Frage zum richtigen Zeitpunkt zu stellen. Denn diese Frage kann die Welt aus den Angeln heben.