
Warum Organisationscoaching funktioniert und Change-Management nicht
Ein Geschäftsführer zeigte mir einst seinen Kugelschreiber. Dessen Seite war mit den Werten seines Unternehmens (Vertrauen, Leistung etc.) beschriftet. Jeder Mitarbeiter besaß einen. Wurden die Werte gelebt? – fragte ich ihn. Seine frustrierte Antwort: „Nein.“ Jeder dieser Kugelschreiber hatte alles in allem über ein Tausend Euro gekostet und war seiner Meinung nach das einzige greifbare Ergebnis des Change-Management-Projekts.
Zäh, holprig, zeitaufwändig und teuer – mit solchen Worten beschreiben viele ihr Change Management Projekt. Dabei fehlt es meistens nicht an einer beeindruckenden Fülle von Change Management Tools, wie beispielsweise Benchmarks, Projektplänen, Roadmaps, Analyse- und Diagnostiktools, Leadership-Assessments und wohlorganisierter Kick-off-Meetings.
Warum scheitern Change-Programme dennoch häufig? Weil sie nicht das produzieren, was Veränderung bewirkt: das Aha-Erlebnis. Lesen Sie weiter, um zu erfahren, wie Organisationscoaching Ergebnisse liefert.
Drei Schritte zur Veränderung
Organisationscoaching basiert, wie der Name schon sagt, auf Coaching, das die gesamte Organisation einbezieht. In nur drei Schritten wird die Organisation auf sinnvollen Ebenen (Leistungsträger, Teams und teamübergreifende Funktionen wie Geschäftsführung) begleitet, bis die gewünschten Veränderungen eintreten. Das ist der grundlegende Unterschied zum toolbasierten Vorgehen des Change-Managements.
1. Ziele festlegen Zu Beginn werden die wichtigsten Ziele herausgearbeitet, sei es auf individueller, Team- oder organisatorischer Ebene. Diese Ziele können sowohl betriebswirtschaftliche Aspekte als auch die Art und Weise der Zusammenarbeit betreffen. Oft sind nur wenige Ziele (oder sogar nur eines) dominierend und entscheidend, wie etwa Teamkonflikte, fehlender Vertriebserfolg oder Kommunikationsprobleme. Coaching hilft, diese Ziele zu identifizieren.
2. Hindernisse überwinden Mit der Zielsetzung gehen meist Probleme und Hindernisse einher. Wie lassen sich Konflikte lösen? Was tun bei knappem Budget? Woher kommt die Motivation? Wie entwickelt man innovative Produkte? Aus der Vielzahl der Probleme werden die wichtigsten herausgearbeitet, und das Coaching unterstützt bei der Erarbeitung von Lösungen. Dabei entstehen oft viele Aha-Erlebnisse, die motivieren und neue Perspektiven eröffnen.
3. Chancen nutzen Die Chancen, die sich aus den Aha-Erlebnissen und neuen Sichtweisen ergeben, werden besprochen, konkrete Maßnahmen eingeleitet und sofort umgesetzt. Diese kleinen Erfolgserlebnisse treiben die Organisation stetig voran. Daraus entstehen verbesserte Situationen mit neuen, angepassten Zielen und Fragen.
Aha-Erkenntnisse als Katalysator
Aha-Erkenntnisse entstehen durch die richtige Frage zur richtigen Zeit. Diese Frage wirkt als Katalysator. Dazu muss der Coach die Außenperspektive einnehmen und – noch wichtiger – beibehalten. Er darf sich nicht vereinnahmen lassen, denn er kann nie soviel wissen über die Organisation, die Teams und die Individuen wie diese selbst. Seine Außensicht, sein Feedback und seine Erfahrung aus anderen Organisationen machen den Unterschied und liefern den entscheidenden Anstoß zur Veränderung.
Die Aha-Erkenntnis zeigt, dass man aus der bekannten Welt einen Schritt herausgetreten ist. Nur dann ergeben sich neue Chancen, und alle merken, dass sie vorankommen. So fügen sich immer mehr Puzzlesteine zum Gesamtbild zusammen, und auch kleine Verbesserungen tragen zur angestrebten Veränderung bei. Deshalb funktioniert Organisationscoaching und Change-Management nicht.
Das Neue ist interessant, mehr aber auch nicht
Der Markt für Unternehmensberatung und Change Management ist äußerst kreativ. Es ist verlockend, den neuesten Trends zu folgen und darauf zu hoffen, dass die angestrebte Veränderung diesmal eintritt. Methoden wie Agilität, E-Learning oder Design Thinking können durchaus Ergebnisse liefern. Doch im Grunde ist Veränderung so alt wie die Menschheit selbst. Wie soll das Neue hier etwas ändern?
Die Devise lautet: „Back to the roots.“ Das Ziel, die entscheidende Frage, das Aha-Erlebnis und die sich daraus ergebende Chance und Aktion – alles so alt wie die Menschheit und deshalb so erfolgreich.