Mein Corona Zwischenstatus
Jeder Mensch, den ich kenne, ist von der Krise betroffen und regiert darauf auf seine individuelle Art und Weise. Während manche betont sorglos sind, reicht das Spektrum bei anderen von Angst, über Abschottung und Depressionen, Wut und Empörung bis zur paranoiden Verdächtigung der Regierung, Ärzte und Pharmaindustrie. Ich persönlich bin in erster Linie gefrusted, nicht nur weil vieles in Warteposition ist, sondern weil ich den Eindruck habe, dass die Panik vor dem Virus mittlerweile mehr Schaden anrichtet als das Virus selbst. Zusätzlich hängt das Damoklesschwert eines erneuten Aufflackerns über unseren Köpfen. Mein Frust wechselt sich mit ungläubigen Staunen ab, wie es einem relativ harmlosen Virus gelingen konnte, die Welt ins Chaos zu stürzen. Ein sogenannter „schwarzer Schwan“ eben, ein Begriff den der Philosoph Nassim Nicholas Taleb geprägt hat.
Etwas, das früher sehr guttat, mit anderen zu reden, erhöht oft die Verwirrung beiderseits, denn wir sind alle „infiziert“, wenn nicht physisch, dann doch psychisch. Jeder ist notgedrungen in dieser Krise mit seiner eigenen „Heilung“ beschäftigt. Wichtige Unterstützer in dem eigenen Umfeld, auf die man sonst zählen konnte, fallen aus, nicht aus bösem Willen, sondern weil sie sich um sich selbst kümmern müssen. Und man selbst vielleicht auch. Viel konnte man von Disruption lesen, jetzt findet sie in unserem privaten und beruflichen Umfeld statt. Und ich frage mich, wie kann man da am besten durch navigieren? Wenn das alles einen Sinn ergeben soll, welcher könnte das sein? Kann ich anderen Menschen bei diesem „Schwarzen Schwan“ mit Coaching zur Seite stehen, oder falle ich gerade selbst aus?
Sehr oft hört man die Tage „Bleiben Sie gesund!“. Das ist gut gemeint, nur wie? Mir fällt da spontan die berühmte Coachingfähigkeit der Präsenz ein, die Fähigkeit im Hier und Jetzt zu sein, sich nicht anstecken (im eigentlichen und übertragenen Sinn!) und davontragen zu lassen. Wenn unsere Außenwelt uns neues präsentiert, müssen wir mitziehen und auch neues in uns entdecken. Präsenz ist ein Ego-loser Zustand, den der 100-Meter Läufer am Start kennt, der Musiker ein paar Sekunden vor seinem Einsatz oder eine Führungskraft, wenn er/sie eine Entscheidung treffen muss und alle Augen sind auf ihn/ihr gerichtet. Aus diesem Zustand heraus, kann der Funke der Kreativität zünden. Auch ein Team kann präsent sein, man nennt das dann Teamgeist. Vielleicht ist diese Krise in erster Linie eine Gelegenheit die individuelle und kollektive Präsenz zu erhöhen. Das hat nicht nur einen sofortigen Nutzen. Soviel ist sicher, der nächste schwarze Schwan kommt bestimmt. Ich habe die Meditation für mich wiederentdeckt, nachdem ich sie über Monate habe schleifen lassen. Wichtig ist in diesen Tagen, seine persönliche individuelle Übung zur Präsenz zu finden. Bei mir ist es die Meditation. Und bei Ihnen? Lassen Sie von sich hören, Ihr
Thomas Schulte