Mein erstes Coaching

In unserem Blog in den Kategorien

Ich hatte gerade eine Trainee-Ausbildung bei meinem ersten Arbeitgeber, einer Bank, beendet. Es war ein anregendes und lehrreiches Jahr gewesen.

In vielen Gesprächen waren mir gegenüber Wünsche an das Controlling (meinem geplanten Einsatzgebiet nach der Trainee-Ausbildung) geäußert worden. Daraus hatte ich eine Liste mit Verbesserungsvorschlägen zusammengestellt. Ich war begeistert, denn ich hatte die Chance, das Controlling ein ganzes Stück nach vorne zu bringen.

Voller Tatendrang saß ich nun meinem Vorgesetzten gegenüber. Der hörte sich alles an, war aber sehr skeptisch. Das meiste wäre nicht realisierbar oder würde nicht akzeptiert werden. Bis auf ein paar eher unwichtige Verbesserungen durfte ich nichts umsetzen.

Ein großer Eimer eiskaltes Wasser war gerade über mir ausgeschüttet worden. Alle Versuche in den Wochen danach ihn doch noch zu überzeugen, führten zu nichts.

Meinen ersten Job nach dem Studium hatte ich mir wahrlich anders vorgestellt. Ich wollte Dinge voranbringen, sah so viele „Baustellen“ und konnte doch nichts tun. Meine Arbeit ödete mich an und der Gedanke an all die ungenutzten Möglichkeiten und Potenziale war unerträglich.

So entschloss ich mich, den zuständigen Vorstand um ein Gespräch zu bitten. Besser ein Ende mit Schrecken, als Schrecken ohne Ende.

Mit einem flauen Gefühl im Magen schilderte ich ihm meine Ideen. Er war zwar wie mein Vorgesetzter auch etwas skeptisch, blickte mir dann aber tief in die Augen, zuckte mit den Schultern und sagte: „Herr Schulte, wenn Ihr Chef nicht will, machen Sie es.“

Dieses „wer macht, hat Macht“ haute mich fast aus den Socken. Mein erstes Coaching war eine Ermutigung genau zum richtigen Zeitpunkt.

Leider gab es bei meiner Bank so ein kraftvolles Coaching nie wieder. Schade. Denn oft war ich mit der Situation überfordert. Es gelang mir einige der Verbesserungen umzusetzen, vieles dauerte aber deutlich länger als erwartet und an manchem biss ich mir die Zähne aus.

Es sei noch erwähnt, dass mein Chef wenige Jahre später versetzt wurde und mein neuer Vorgesetzter mir wesentlich mehr Freiräume gab. In gewisser Hinsicht war das auch ein Coaching, einfach indem er mir vertraute und mich gewähren ließ.

Seitdem ist die Skepsis bezüglich Veränderung ein ständiger Begleiter, auch in meinen späteren Rollen als Unternehmensberater und Coach.

Dennoch gibt es viele Menschen mit vielen guten Ideen.

Nur zu wenig Coaching (aber wenn es stattfindet, ist es ungemein hilfreich).

Geht es Ihnen ähnlich? Wie sah Ihr erstes Coaching aus? Lassen Sie von sich hören. (tschulte@symbiont-group.de)